17.07.2014

TOUR DIARY – 05.07.14 | PFULLENDORF, Seepark Biker Days

Wir feiern ein kleines Comeback. Heute darf ich (Jojo) mal wieder einen Konzertbericht übernehmen. Ich meine zu wissen, dass es 11 Jahre her ist, seit ich zum letzten Mal geschrieben habe und an dieser Stelle möchte ich mich, gewiss auch im Namen von Sédon, bei unserem lieben Nippel bedanken, der diese Tätigkeit in den letzten Jahren äußerst gewissenhaft ausgeübt hat (und dies ab der nächsten Show auch wieder tun wird). Dass ich mal wieder schreiben darf, hat den Grund, dass ich wohl mehr Erinnerung an dieses segensreiche Wochenende habe, als meine beiden Kollegen zusammen. Doch dazu später mehr.

Seepark Biker Days in Pfullendorf also – schwere Motorräder, beinharte Typen, ein tolles Gelände, super Veranstalter, ein klasse Programm… was will man mehr? Nachdem wir letztes Jahr mit etwas Equipment für eine Band ausgeholfen hatten, blieb ein netter Kontakt zu Henrik (einem der beiden Chefs) bestehen und den Jungs taugte unsere Mucke. Perfekte Voraussetzungen also – und so wurden wir als Opener für den Samstagabend gebucht. Mittags spielten schon THE LONESOME DRIFTERS auf der Außenbühne und auch die Tatsache, dass die fabelhaften HER & KINGS COUNTY aus Nashville/Tennessee als Headliner am Start waren, ließ unsere Vorfreude in die Höhe schnellen.

Los ging es am Samstag um 13:30 Uhr (respektive 14:05 Uhr) mit einer Probe im guten, alten (!), vor sich hin modernden (!!) Proberaum, den wir nun schon bespielen dürfen, seit bevor es die Band gab (?). Mal sehen wie lange noch. Schön laut und, nach längerer Abstinenz, erstaunlich flüssig haben wir uns das Set des Abends um die Ohren gehauen. Nachdem FOH-Master Jürgen zu uns gestoßen war, ging die Reise in Sédons neuem VW-Bus („des war vor i en kauft hon a mol an Leichawaga“) los in Richtung Biker Days. Der bereits früh einsetzenden Beschilderung folgend, fanden wir zielsicher zum Gelände und wären an der Zufahrt zum Backstagebereich fast mit einem Polizeifahrzeug zusammengerauscht. Ging aber alles glatt, wir haben auf eine Anzeige verzichtet und ein paar Minuten später fingen wir bereits an, Backline (also Verstärker und Schlagzeug) auf die Bühne zu hieven.

Die lieben Amis begannen dann mit ihrem Soundcheck. In der Region sind sie schon keine Unbekannten mehr. Ich war im Februar bei einem ihrer ersten Deutschland-Auftritte im Franziskaner in Saulgau und die haben mit ihrer Mischung aus Country und Rock den Laden zerlegt. Kurzerhand wurden sie von Hans wieder gebucht, spielten zwei Tage vor den Biker Days erneut ein super Konzert in Saulgaus Kult-Pub und nun eben bei den Radlern. Also unbedingt HER & KINGS COUNTY auschecken.

Im Anschluss durften wir ran und Jürgen zauberte uns einen erstklassigen Sound ins Zelt und auf die Bühne. Sichtlich zufrieden verließen wir dann die Bühne, um entweder ins Bier zu gehen (zwei Drittel der Band) oder übers Gelände zu schlendern und vor dem Auftritt den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen (ein Drittel der Band). Und was man da alles sieht – unfassbar. Motorräder in allen Formen, Farben und Größen, Menschen in allen Formen, Farben und Größen,… und eine tolle Stimmung. Die einen fuhren mit der Harley durch den Biergarten, andere grillten ein Spanferkel, Hells Angels unterhielten sich angeregt mit der Polizei (also jetzt ernsthaft… da kamen Sätze wie „ich hab persenlich nix gegga Sie, em Geggadoil, Sie send an sehr simbaddischa Mah.“)… hach, was ein Fest! Nach etwas Fußball und röhrenden Motorrädern ging es um kurz vor 20:00 Uhr auf die Bühne… und was soll man sagen? Vorzüglicher Sound oben – selten so klar gehört und anscheinend, so haben wir uns später sagen lassen, hat es auch im Zelt richtig ordentlich geschoben. Es war zwar zu der Zeit noch nicht die Hölle los, aber die, die da waren, hatten sichtlich Spaß. Auch die lieben Nashvillians waren da. Sie hatten zuvor versprochen zu kommen, aber man weiß ja nie, ob die dann nur aus Höflichkeit reinschauen und sich winkend mit einem Lächeln wieder an die Bar verziehen. Weit gefehlt! Wir rockten mit Freude durch unser Set, redeten wenig und versuchten lieber nen Song mehr an den Mann zu bringen. So präsentieren wir eine Melange (würde der Wiener sagen) aus neuen Songs von unserer „Black Heart Fairytales“ und natürlich auch aus alten Schinken wie „The Thing About You“ oder „Never Ending Chain“. Das Grinsen in unseren drei Gesichtern verriet, dass wir uns einig waren: eine der besseren Shows in langer Zeit. Manchmal weiß man nicht, woran es liegt… da kann der Laden voll sein, zur besten Spielzeit, aber es zündet nicht. Und hier hat einfach alles gestimmt und es hat gefunkt. Wonderfuuuul.

Nach einer knappen Stunde verließen wir die Bretter und machten Platz für die Coverband SETUP um Frontfrau Dani Föll, die sich anschließend durch die Jahrzehnte der Rockmusik spielte.

Wir liefen wieder übers Gelände und trafen Freunde (1/3 der Band und Jürgen bis er nach kurzer Zeit weiterzog) und trafen Freunde und gingen ins Bier (2/3 der Band). Angespornt durch die Fußball-WM teilten Nippel und Sédon immer wieder über WhatsApp den aktuellen Spielstand mit (Anzahl der Halbe) und so wusste ich zwar nie, wo sie sind, aber immer, in welchem Zustand sie sich befinden. So nahm der Abend seinen Lauf… THE MONROES gingen auf die Bühne und boten Rockabilly vom Feinsten. Das Publikum feierte und tanzte ausgelassen. Nippel kam, sichtlich enthemmt, zwischendrin auf die Idee, ein Foto mit zwei Hells Angels aus verschiedenen Städten zu machen. Seine Idee: „in Konstanz habe ich studiert, in München lebe ich – also wäre es nicht toll, zwei Kuttenträger zu umarmen, die das jeweilige Logo ihres Chapters hinten drauf haben?“ Gesagt getan. Allerdings war es dann doch besser, unseren Bandkollegen davon zu überzeugen, nach dem zweiten, nicht ganz gelungenen Foto, nicht noch einmal nach einem Versuch zu fragen.

Wiederholt ließen meine Kollegen die Luft aus ihren Gläsern und irgendwann gingen dann HER & KINGS COUNTY auf die Bühne. Das Sechsergespann (eigentlich sind sie zu siebt) um Frontfrau Monique Staffile verstand es sofort, mit ins Ohr gehenden Nummern und einer hammer Live-Präsenz zu überzeugen. In den USA zuvor bereits mit REO SPEEDWAGON und KID ROCK auf Tour, sind sie gerade dabei, auch hierzulande Gas zu geben. Nächstes Jahr im Januar kommen sie wieder – unbedingt auschecken. Zwischen die eigenen Songs mischten sie ab und zu auch bekannte Nummern wie „The Joker“, „I love Rock’n‘Roll“ oder „Country Roads“… und um kurz vor halb drei in der Nacht war dann leider auch dieser grandiose Gig zu Ende.

Die Lichter gingen an, Silvios Sicherheitsteam begann das Zelt zu räumen und wir verzogen uns zu witzigen Gesprächen an den Merchstand von HER und hinter die Bühne. Sédon tanzte mit einem Hihat-Ständer, Nippel legte sich auf der Treppe, die zur Bühne führte, schlafen und ich begann langsam mir zu überlegen, wie ich die beiden denn später nach Hause bringen sollte. Auch die Amis blieben noch, da sie bis zu ihrer Fahrt zum Frankfurter Flughafen (4:00 Uhr) durchhalten mussten und man unterhielt sich über Gott und die Welt. Sédon gab schwäbische Zungenbrecher zum Besten und Nippel, unsanft durch Sédon geweckt, machte mit süßem Sprudel den „Vettel“. Für Unterhaltung war also gesorgt. Um 4:00 Uhr war dann auch wirklich Schluss. Wir bedankten uns bei Henrik und seinem Team, bei den Audio Concept Jungs, bei Silvio und strichen die Segel… ich setzte mich ans Steuer der schwarzen Mamba und wir kurvten mit fast allem Equipment, das wir mitgebracht hatten und wohlschmeckendem, frühmorgendlichem Gyros im Bauch von dannen. Unterwegs hatten wir uns noch auf eine Probezeit am nächsten Morgen geeinigt. Da wir am Sonntag nochmal bei den Biker Days – diesmal unplugged – spielen würden, musste wir noch eine Setprobe durchziehen. Dass früh morgens ausgemachte Probetermine für ein paar Stunden später vielleicht doch eher nicht ganz so verlässlich sind, haben wir dann am nächsten Tag demonstriert.

Angekommen in Marbach checkte Done noch kurz, ob die Pflanzen im Garten genug Wasser hatten, um über die Nacht zu kommen, Autos wurden gewechselt und wir beiden verbliebenen Saulgauer suchten, begleitet vom süßen Klang der zwitschernden Vögel, den Weg Richtung Heimat.

Wir drei Musikanten und unser Keyboarder Jürgen landen im Telemark vor: Henrik und Helgi für die hammer Veranstaltung und für die Einladung, Audio Concept, HER & KINGS COUNTY für zwei super Shows und das nette Zusammensein, allen anderen Bands, Silvio und seinem Team, allen Helfern der Biker Days, den Hells Angels und natürlich auch den Red Devils, Black Warriors, der Polizei… etc. etc. war doch ne entspannte Party, oder? Biker Days, hoffentlich auf ein Wiedersehen!