26.07.2017

TOUR DIARY – 20.07.17 | STUTTGART, Keller Klub

Hello again, Jojo hier – nach Biker Days 2014 und Musiknacht 2015 darf ich auch mal wieder. Freu mich!

Am 10. Juni haben wir auf Facebook nen Post von Micha Schmidt (einem der dienstältesten Clubkonzertveranstalter und besten Typen Stuttgarts) gefunden, in dem er eine Show von CRAZY TOWN im Keller Klub in Stuttgart angekündigt hat und hierfür noch nen Support gesucht hat. Hier mussten wir einfach den Hut in den Ring werfen und nach kurzer Abstimmung ob der Termin für alle hinhaut, waren wir uns mit Micha einig, dass es eine gute Idee wäre, dass Coleslaw für die Herren eröffnet.

Mal ehrlich: hätte mir 2001 mal jemand gesagt, dass ich mal in einer (und dann 15 Jahre nach Gründung immer noch in derselben) Band spielen würde UND dass wir mal für CRAZY TOWN eröffnen würden, hätte ich ihm den Vogel gezeigt und „Butterfly“ weitergerappt. Waren wir nicht alle fasziniert von dem bunten Video mit den gefährlich aussehenden tätowierten Männern, leicht bekleideten Mädchen und dem eingängigen Chili Peppers-Gitarrenlick? Ich zumindest schon… und mein Freund Oli Braun hatte damals eine Bassrolle in seinem Auto, die ungefähr so groß war wie eine handelsübliche Baustellen-Planierwalze… hier haben wir immer „Butterfly“ gehört bis uns vom Bassdruck schlecht geworden ist. Irre Zeiten. Gefährlich allerdings für eine Band wenn man vermeintlich „nur“ so eine Nummer hat – aber weit gefehlt, mehr dazu später.

In explosiver Vorfreude haben wir uns dann am späten Nachmittag des 20. Juli am Keller Klub in Stuttgart versammelt – 48 Jahre nach der ersten Mondlandung. Die schwarze Mamba mit Sédon, Lotte und Jürgen kam aus der Heimat angerauscht, Jojo war schon da und Nippel (oder Andreas wie man ihn mittlerweile immer öfter nennt) kam später aus München. Der Arme hat auf seine alten Tage hin nochmals angefangen nebenher zu Studieren und ist derzeit im Abgabe-Stress. Somit haben wir versucht seine Zeiten zu optimieren. Ankunft „Just In Time“ für den Soundcheck und bald nach der Show wieder zurück ins Bayrische. Wünschen wir ihm hier alles Gute für die anstehenden Aufgaben! Ihr auch, ja! ALLES GUUUTE!

CRAZY TOWN sind sehr spät eingetrudelt, zumindest ein Teil von ihnen noch vor Einlass… sie haben sich für einen Linecheck entschieden und somit konnten wir nach Ankunft von Nippel um 19.45 noch vollends an den Reglern feilen. Dann ging die Tür des Keller Klub auf, Micha empfing die Gäste, verkaufte noch einige Tickets und so war am Ende der Laden gut gefüllt mit rund 150 Gästen. Bis es um 21 Uhr los ging, verbrachten wir die Zeit damit einige Freunde und Bekannte zu begrüßen, das eine oder andere Getränk zu uns zu nehmen und uns mit den wirklich sehr netten Jungs von Crazy Town zu unterhalten. Aus der Originalbesetzung ist zwar „nur noch“ Shifty dabei aber der Typ hat schon was Mystisches und die anderen sind durchgedreht genug, um zusammen ein stimmiges Bandbild abzugeben.

Kurz bevor wir auf die Bühne gingen, haben wir erfahren, dass man Chester Bennington von Linkin Park tot aufgefunden hat. Das hat uns schon und natürlich auch die Kollegen aus den USA getroffen… Crazy Town haben sich öfter mal die Bühne geteilt, kamen aus derselben Stadt und waren/sind befreundet. Heftig… und es zeigt einem mal wieder, dass aller vermeintlicher Erfolg und Reichtum kein Garant für eine heile Seele ist. Oft „floskelhaft“ genommene Texte zeugen nun umso mehr von einem tief zerrütteten Innern, die Emotion die in seiner Stimme lag und die oft schwermütige, aggressive und verzweifelte Musik ist eben doch Ausdruck der Persönlichkeit und dessen was einen beschäftigt… oder mal beschäftigt hat. Für Viele ist Musik Therapeut (außer man macht jetzt stumpfen Mallorca-Quark, dann ist es einfach nur um Geld zu verdienen und niedere Instinkte zu bedienen) und vielleicht auch ein versteckter Hilfeschrei. Nun heißt es, diesen habe niemand gehört… aber man wusste von den Tendenzen, der Sucht, den Therapien. Und ganz ehrlich hätte wohl niemand den Schritt verhindern können und auch künftig wird es so etwas geben. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu stützen. Einmal mehr der Appell, nett zueinander zu sein… nicht verletzend zu sein. Kein Mobbing, kein Bullying, keine Hetze, keine Gewalt, kein Missbrauch… Braucht alles keiner. Aber Schluss jetzt damit. Ich selbst war 18 als die Hybrid Theory rauskam und diese ist für mich immer noch eine der besten Scheiben der 2000er.

Um 21 Uhr also enterten wir die Bühne vor gut gefülltem Haus und legten mit „Saving my Anger“ los. Man hat ja immer etwas Respekt davor, als Vorband zu spielen – gerade in diesem Fall wussten wir nicht wie wir ankommen, wenn doch danach viel gerappt und ge-nu-metalt-wird. Aber siehe da… unsere Musik fand Gefallen und wir haben auch, nach unserem Eindruck, gar nicht so schlecht gespielt. Heute weniger geredet um einen Song mehr durchzupeitschen…. wenig Zeit zum Luft holen zwischen den Songs.

Es macht einfach immer noch wahnsinnig Bock. Jedes mal aufs Neue und irgendwie jedes Jahr mehr. Ihr wisst ja, dass es Jahre gab in denen wir deutlich mehr gespielt haben… präsenter waren… aber die Zeit bringt eben so viele Veränderungen mit sich und es ist immer eine Herausforderung, dass wir trotz sich ändernder Umstände immer noch zusammen Musik machen können – aber eine Herausforderung die sich lohnt. Früher haben wir oft 2-3 Mal die Woche geprobt, sind mit dem Fahrrad zum Proberaum gefahren. Wir haben oft mehrere Wochenenden am Stück Gigs gehabt… bis zu 40 im Jahr. Jetzt sind es noch 5-7, wir proben noch alle 4-6 Wochen. Einer fährt aus München her, einer aus Stuttgart… Sédon baut ein Haus um und fährt Rad, Nippel studiert noch mal…. jeder ist in seinen Job eingebunden. Und dennoch gibt es uns noch und wir sind auch nicht bereit, das in absehbarer Zeit zu ändern. Wir werden weiter Songs schreiben (auch wenn es länger dauert) und 2018 wieder eine CD aufnehmen. Ein paar davon verkaufen, ein paar Gigs spielen… und immer ne gute Zeit miteinander und mit euch haben. Mehr wollen wir gar nicht.

…jedenfalls räumten wir nach 40 Minuten die Bühne und ließen unsere Backline für Crazy Town stehen, die nur mit Instrumenten reisen. Gitarrist Elias kam direkt erst in der Umbaupause im Keller Klub an… kurzes erklären und anstöpseln und schon gingen um 22 Uhr wieder die Lichter im Raum aus und die Herren aus Los Angeles legten los. Und wie! Wie vorhin schon angedeutet, fällt jedem „Butterfly“ ein und dann kommt lange nichts. Im knapp 70minütigen Set der 4 Typen allerdings dann doch eher die „runtergespielte“ Nummer … auch wenn es sicher wichtig war/ist, sie zu spielen. Der Rest des Sets ging komplett nach vorne. Was eine Energie… und was ein Groove. Hatte keiner von uns erwartet. Ein paar weitere Songs wie „Toxic“ und „Revolving Door“ kannten wir auch, vom Rest ließen wir uns planieren. Geiler Gig.

Im Anschluss versammelten wir uns noch am Merch. Auch wir brachten ein paar CDs an den Mann/die Frau und unterhielten uns mit Crazy Town und vielen netten Konzertgängern, machten noch ein paar obligatorische Bilder… und bauten ab. Nippel war schon auf dem Heimweg nach Bavaria. Da hat die Pflicht gerufen. Zu später Stunde und einer kleinen Wegzehrung bei Birkan vor der Türe ging es dann auch für die Verbliebenen wieder auf die mal kurze und mal lange Heimreise. Wir verabschiedeten uns von Crazy Town, die dann um 3 Uhr morgens eine zehnstündige Fahrt auf ein Festival nach Tschechien starteten, und strichen die Segel. Was eine Nacht!

Wir bedanken uns bei Micha Schmidt für die Orga und die Möglichkeit zu spielen, bei Oli vom Haus für den Support (schönes Wiedersehen nach so vielen Jahren), bei Micha vom Keller Klub und seiner Belegschaft, bei Crazy Town (irre Typen), bei meinen lieben Kollegen die vorbeigeschaut haben und bei vielen alten und neuen Freunden mit denen wir einen tollen Abend verbringen durften!