25.10.2017

TOUR DIARY – 14.10.17 | BAD SAULGAU, Werkstatt Meister Digel, 15 Jahre Coleslaw

Nach einer ausschweifenden Party sollte man einige Tage vergehen lassen, bevor man darüber schreibt. Zu unserem 15-jährigen Bandbestehen hatten wir uns mit Bad Saulgaus rockendem Kfz-Meister Flo Digel zusammen getan, der seinerseits das 10-jährige Bestehen seiner Werkstatt feierte. Wir einigten uns auf einen passenden Termin, suchten mit der Angelo-Stiftung ein unterstützenswertes Projekt, stellten ein zünftiges Band-Line-Up zusammen, kümmerten uns um die Orga, druckten Flyer, rührten die Werbetrommel und so weiter und so fort. Mitte Oktober stand einer zünftigen Benefiz-Werkstattparty nichts mehr im Wege.

Fast nichts. Na ja, vielleicht ein paar Kisten Ramsch im Lager des MMBS, die unseren Tontechniker Jürgen am Freitag vor der Show zum HB-Männchen werden ließen. Dank Ritalin war Jürgen wenig später wieder ganz der Alte und wir karrten die Anlage in die nur wenige Meter entfernte Werkstatt. Dort stand bereits die Bühne, die von Sédon hertransportiert und unter dem fachkundigen Kommando von Role Eberhart aufgebaut worden war. Zwischendurch ein Bierchen mit dem Meister, Moler Epp & Co. Spät in der Nacht eine ausgiebige Bandprobe in Bremen. Läuft.

Am Samstag machten wir in aller Ruhe Soundcheck, bei dem Jojo unser nagelneues Roosophon aus Jürgens Edelschmiede erstmalig testen durfte. Zu Holgers Freude checkte Nippel mit Hawkinschen Falsett-Einlagen sein Gesangsmikro. Zu unser aller Freude fuhr zwischendurch DJ Thomas Friedrich mit einem alten VW-Bus (Wollten die Grünen nicht den CO2-Ausstoß senken?) und wehender Haarpracht vor und ließ sich für den Abend entschuldigen, weil er einen DJ-Gig hatte. Wir übrigens auch, doch dazu später mehr.

Am frühen Abend trafen auch die anderen Bands in Meister Digels Werkstatt ein – namentlich JOHN DANZEN, THE MANESS BROTHERS sowie SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS. Letztere trugen allesamt lange Vollbärte. Einzige Ausnahme war der Indianer an der Geige, dem der nötige Bartwuchs fehlte. Durchweg nette und entspannte Jungs. Kapellenübergreifend. Es folgten weitere Soundchecks. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Managerin von SHAWN JAMES mit dem Bassisten von J.B.O. liiert ist. Dieser spazierte ebenfalls in die Werkstatt, wurde von Jojo dank Wacken sofort erkannt und ließ sich von Nippel ein Bier reichen, das er mit einem fränkischen „A Drrraum“ kommentierte. Definitiv kein guter Tag zum Sterben.

Gegen 20:00 Uhr füllte sich die Werkstatt mit Leuten. Eine halbe Stunde später legten die Jungs von JOHN DANZEN los. Schon nach wenigen Takten fragten wir uns, warum wir mit den Kollegen nicht öfters gemeinsame Sache machten. Cooler, erdiger Rock-Sound, der sehr gut zu unserem eigenen Sound passt. Bassist Oli kennen wir schon seit zig Jahren. Nur seine Band hatten wir aus irgendeinem Grund nie so richtig auf dem Schirm gehabt. Die Jungs heizten gut ein und brachten den Stein(hauser) ins Rollen. Coole Show!

Während JOHN DANZEN rockten, begrüßten wir zig Leute. Besonders freuten wir uns, dass Rosemarie Drescher mit ihren 80 Jahren (!) in die Werkstatt kam, um sich unsere Show anzuschauen. Frau Drescher hatten wir über viele Jahre hinweg unseren Bandraum im ehemaligen Stinnes-Baumarkt zu verdanken. Wer auf der Werkstattparty war und keine 80-Jährige gesehen hat, dem sei versichert, dass Frau Drescher höchstens wie 65 aussieht. Sie sieht nämlich noch genauso aus, wie damals vor 15 Jahren, als drei junge Buben sich zur ersten Bandprobe im „Stinnes“ trafen.

Genau diese drei Buben, die seither sichtlich gealtert sind, machten sich nun für ihr 242. Konzert bereit. Das Ronja Räubertochter Intro ertönte und wir hielten einen Moment inne. 15 Jahre COLESLAW. Wow. Hochmotiviert betraten wir die Bühne, grüßten freudig ins Publikum und blickten in zig Augenpaare. Volles Haus. Jürgen schob am FOH die Regler in die richtige Position. Mit „Saving My Anger“ rockten wir los und gingen nahtlos zu „Illusions For Fate“ über. Frau Drescher stand in der ersten Reihe und filmte mit ihrem Smartphone. In der ersten Hälfte unseres Sets brachten wir mit „To The Bone“ und „Soul On Ice“ (Arbeitstitel: „Long Road Down“) zwei neue COLESLAW-Songs unter, die an diesem Abend ihre Live-Premiere feierten. Zu unserer Freude kamen beide Songs gut beim Publikum an – später nach der Show wurden wir von mehreren Leuten darauf angesprochen. In den kommenden Monaten wollen wir – wir klopfen auf Holz – an weiteren neuen Songs arbeiten. Da wir inzwischen sehr verstreut (Stuttgart, München, Erisdorf) wohnen, ist das nicht immer ganz so einfach, aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg.

„Lost On The Way“ folgte. Im Anschluss versuchten wir uns an einem kleinen Experiment: Wir hatten in unserer Bandgeschichte (zum Leidwesen unseres Produzenten Holger) schon zahlreiche Unplugged-Shows gespielt. Unplugged bedeutet wörtlich so viel wie „ausgesteckt“. Im übertragenen Sinne ist damit gemeint, mit akustischen Instrumenten zu spielen. Wir wollten es aber dieses Mal WÖRTLICH nehmen und baten das Publikum in der Werkstatt um absolute Ruhe. Ruhe bitte! Ruhiger! Noch ruhiger!! Ohne jegliche Verstärkung (sprich: UNPLUGGED!) begaben wir uns mit zwei Akustik-Gitarren und Cajon ins Publikum und spielten „Behind The Curtain“. Der überwiegende Teil des Publikums schaffte es tatsächlich, mucksmäuschenstill zu sein. Ein kleiner Teil erzeugte jedoch einen kleinen aber konstanten Lärmpegel, der das Wirken unseres Unplugged-Songs schwierig machte. Am Ende war der Song vermutlich nur für die vorderen 5 bis 8 Reihen zu hören. Der Rest des Publikums hatte zumindest eine kleine Pause für die Ohren (in der Werkstatt wird seit jeher laut gerockt).

Nach „Behind The Curtain“ fuhren wir wieder die harten Geschütze auf und rockten mit Songs unserer CDs „Re:verse“ und „The Calming Influence“ weiter. Gegen Ende des Sets kam unser brandneues Roosophon bei „The Thing About You“ voll zum Einsatz. Jojo sorgte für lachende Gesichter, indem er in den Strophen den Roosophon-Hörer wie bei einem normalen Telefongespräch hielt und hineinschimpfte: „No excuse for things you do and what you say ‘bout me…“ Nach einer krachenden Darbietung von „Hell Breaks Loose“ standen wir verschwitzt an der Bühnenkante und verbeugten uns. Danke Bad Saulgau! Nicht nur für diesen Abend, sondern für 15 Jahre!! „Zuuugaaabeee!“ Ehrasach.

Nach uns folgten die MANESS BROTHERS. Zwei coole Jungs, mit denen wir uns im Laufe des Abends mehrfach unterhalten hatten. Sie waren sehr an unserem Bandnamen interessiert. Für einen Native Speaker muss COLESLAW ziemlich seltsam klingen. Aber zumindest bleibt der Name hängen. Zurück zu THE MANESS BROTHERS: Das Duo präsentierte eine harte Blues-Garagenrock-Mischung, die die Ohren in der Werkstatt zum Klingeln brachte.

Im Anschluss dann „die Wollgesichtigen und der Indianer“. SHAWN JAMES brachte mit seinen SHAPESHIFTERS die Werkstatt zum Kochen. Satter Southern Rock inklusive Banjo und Geige. Vor allem die unverkennbare, tiefe Blues-Stimme des Band-Chefs sorgte für Begeisterung im Publikum und auch bei uns. Wir mischten uns unters Volk und hielten hier und da ein Schwätzchen. An dieser Stelle ein „Sorry!“ an alle, mit denen wir nur kurz bzw. gar nicht sprechen konnten. Wir haben uns über jeden einzelnen Besucher gefreut.

SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS gaben bis 1:00 Uhr Vollgas. Danach folgte eine hörenswerte Zugabe, bei der die Bandmitglieder lediglich den Rhythmus klatschten, während der Band-Chef nochmals alles aus seiner Stimme herausholte. Fett!

Nach den Live-Shows machten wir uns für unseren zweiten Auftritt des Abends bereit: Erstmals in unserer 15-jährigen Bandgeschichte begaben wir uns unter dem Namen DJ KOSELA hinters DJ-Pult und legten bis in die frühen Morgenstunden rockigen Sound auf, der voll nach unserem Geschmack war und auch im Volk auf Anklang stieß. Öre freute sich über „Crawling In The Dark“ von HOOBASTANK, Holger über „Is It Just Me“ von THE DARKNESS und der Indiander von SHAWN JAMES (der ein liebenswerter Kerl ist und eigentlich Sage Cornelius heißt) über METALLICA-Klassiker aus den 80ern. Natürlich zollten wir auch CHRIS CORNELL und CHESTER BENNINGTON Tribut. SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS hatten derweil zusammen mit Meister Digel & Co. eine feucht-fröhliche Party und performten zu unserem DJ-Set mit Luftgitarre auf der Bar.

Irgendwann ist jede Party zu Ende. Jojo und Nippel brachten SHAWN JAMES und Sage Cornelius in ihre Unterkunft nach Bondorf, wo ein herzlicher Abschied folgte. Echt liebe Jungs! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

Zu guter Letzt sagen wir und Meister Digel DANKE, wobei die nun folgende Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat: Firma Reisch, Herrn Friedrich vom Bauhof, Moler Epp, Role Eberhart, Thomas Köhnen, Fone Müller, Sarah und dem gesamten Team an der Bar, SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS, THE MANESS BROTHERS, JOHN DANZEN, Anni, Hans vom Franzis, Christian vom Stengel, allen Sponsoren und ganz besonders Rosemarie Drescher.