10.07.2005

TOUR DIARY – 08.07.05 | KRAUCHENWIES, Mobilum, Rockstrings

Für alle, die nicht wissen, um was es bei ROCKSTRINGS geht, sei es hier nochmals kurz erklärt (alle anderen können gleich bei Abschnitt vier weiterlesen): Zu besonderen Anlässen treten wir unter dem Namen ROCKSTRINGS zusammen mit anderen Bandmusikern sowie mit dem Streichorchester der Jugendmusikschule Bad Saulgau auf. Ziel ist die Verschmelzung von Rock und Klassik. Es werden Songs aus mehreren Jahrzehnten Rockgeschichte neu interpretiert – darunter Titel von THE BEATLES, METALLICA, BRYAN ADAMS, ALANIS MORISSETTE, COLDPLAY, EVANESCENCE und vielen anderen Bands. In Zukunft sollen überwiegend Eigenkompositionen ins Programm aufgenommen werden. Bereits diesmal waren mit „Exhausted“ von uns sowie mit „Attrappe“ von MC SANTA FLOWS zwei eigene Stücke dabei.

Das Orchester setzt sich aus über 25 Schülerinnen und Schülern der Jugendmusikschule zusammen. Die Band besteht aus: Ryan Rodriguez (Bass), Jeremias Müller (Bass), Christoph Seitz (Klavier, Gesang), Thomas Sali (Gesang), Carolin Borst (Gesang), Alexandra Huyer (Gesang), Valentin Langhammer alias MC SANTA FLOWS (Raps) sowie aus uns dreien von COLESLAW: Jojo (Gitarre, Gesang), Nippel (Gitarre, Gesang, Bass) und Sédon (Schlagzeug).

ROCKSTRINGS wurde vor einigen Jahren von Jojos und Nippels ehemaligem Gitarrenlehrer Friedbert Reuter sowie von Soloviolinist Alban Beikircher ins Leben gerufen. Während Reuter den Songs mit seinen selbst geschriebenen Partituren ein Orchestergewand verleiht und sich um die Band kümmert, fungiert Beikircher als Dirigent und Leiter des Streichorchesters. Nach einigen kleinen Auftritten gab es bereits am 19. September 2003 das erste abendfüllende ROCKSTRINGS-Konzert. Den Gig Review zu diesem Konzert gibt’s hier.

Feuer frei für ROCKSTRINGS 2005! Diesmal wurden gleich zwei Konzerttermine anberaumt: Am 8. und am 9. Juli sollten wir im Krauchenwieser Veranstaltungszentrum Mobilumauftreten. Einige Wochen vorher traf man sich zu den ersten Proben, die meistens in der Jugendmusikschule Bad Saulgau stattfanden. Zunächst probten Band und Orchester getrennt voneinander. Später gab es dann auch ein paar gemeinsame Proben. Als das Konzertwochenende näher rückte, kam es zu ähnlichen Problemen wie schon im September 2003: Bandleiter Friedbert „Fribbe“ Reuter war mit der spielerischen (bzw. gesanglichen) Leistung der Band unzufrieden und beklagte sich zudem über mangelnde Probendisziplin. Einmal mehr waren wir drei von COLESLAW diejenigen, an denen Friedbert den Großteil seines Unmuts rausließ, obwohl wir im Gegensatz zu einigen anderen (fast) immer in den Proben waren. Doch auch die beiden Bassisten Ryan und Jeremias mussten einiges einstecken. Naja, bei den eigenen Schülern ist die Reutersche Hemmschwelle logischerweise niedriger. Wir hatten bereits im Vorfeld erwartet, dass es in den Proben Stress gibt. So hielt sich unsere Verärgerung (im Gegensatz zum September 2003) in Grenzen. Meistens lies man Fribbes Vorwürfe einfach über sich ergehen und gab nur dann kontra, wenn es wirklich nötig war. Trotz allem Ärger hatte man in den Proben auch viel Spaß und kam – nicht zuletzt dank Dirigent Alban Beikircher – ordentlich voran.

Wenige Tage vor dem Konzert traf man sich zu den letzten Proben im Mobilum in Krauchenwies. Ist ziemlich schön dort! Das Mobilum ist Teil eines Autohauses und sehr modern ausgestattet. Die Bühne war toll hergerichtet und eine wahre Augenweide! Die anwesende Technik-Crew war die gleiche wie bereits im September 2003: Martin Weber und seine Mannen waren sehr freundlich und taten mit der gewohnten Detail-Verliebtheit ihre Arbeit. Vor allem Tom am Mischpult war die Ruhe in Person und half einem wo es nur ging.

Die letzten Proben wurden durch zahlreiche Probleme – meistens technischer Art – erschwert. So war beispielsweise der Flügel auf 433 Herz anstatt auf 440 Herz gestimmt. Das Orchester stimmte seine „Kratzkästen“ (Zitat Sédon) kurzerhand runter. Wenn man Streichinstrumente umstimmt, dann halten die die Stimmung relativ lange. Bei Gitarren und Bässen ist das nicht so! Zumindest bei unseren nicht. Weil wir ständig nachstimmen mussten, waren wir also auf unsere Stimmgeräte angewiesen. Natürlich war keiner von uns im Besitz eines Stimmgeräts, dass man auf 433 Herz umstellen konnte. Nur Martin Weber hatte eins. Wir brauchten aber fünf! Unsere erste Idee war, einfach den Flügel auf die üblichen 440 Herz hochzustimmen. Das ging aber nicht, weil das Instrument schon ziemlich alt war und die erhöhte Spannung wahrscheinlich nicht ausgehalten hätte. „Broken Wings“ ist zwar ein verdammt geiler Song von ALTER BRIDGE, aber wir wollten’s dann doch nicht drauf ankommen lassen… 🙂

Tja, so musste halt der Flügel aus der Jugendmusikschule mit einem Transporter aus Bad Saulgau angekarrt werden. Den durften wir dann auf die Bühne hieven. Ihr glaubt nicht, wie schwer so ein Flügel ist! Da ist jede Haustür ein Scheiß dagegen!! Nippel und Sédon scherzten: „Do schdelld ma oifach a Casio-Keyboard na und guat isch!“ 🙂

Trotz allem Durcheinander trieb Orchesterleiter Alban Beikircher die Proben voran. Es klappte ganz ordentlich, so dass auch Fribbe immer zuversichtlicher wurde. Trotzdem kam es plötzlich zu einer heftigen Grundsatzdiskussion zwischen ihm und Bassist Jeremias. Naja, das braucht an dieser Stelle jetzt nicht näher ausgeführt werden. Jedenfalls bekam man auch diesen Streit in den Griff…

Während den Proben wurden wir von Herrn Rupprecht vom Autohaus mit Gseff versorgt. Zudem bekamen wir von der ans Mobilum angrenzenden Pizzeria immer mal wieder was zwischen die Zähne. In den Pausen vergnügten wir uns an einem der (übrigens sehr geil laufenden) Tischkicker. Die Orchester-Menschen zogen es vor, mit der Carrera-Rennbahn zu spielen. Tja, da staunt ihr, was? Der Backstagebereich war enorm gut ausgestattet! 🙂

Am 8. Juli, dem Tag des ersten Konzerts, traf man sich nachmittags zu einer Durchlaufprobe. Im Endeffekt wurde jeder Song nur kurz angespielt. Mittlerweile war auch das Kamera-Team da, das nicht nur mitfilmte, sondern auch eine Live-Übertragung (!) an eine Leinwand projizierte. Der absolute Hammer!!

Als gegen 19.00 Uhr die ersten Gäste ins Mobilum strömten, verzogen wir uns in den Backstagebereich. So langsam stieg sowohl bei der Band als auch beim Orchester die Anspannung. Kurz nach 20.00 Uhr betraten wir die Bühne und blickten in viele gespannte Gesichter. Über 300 Leute waren gekommen. Mit „Back To You“ legten wir los. Bei „Take A Look At My Heart“ nutzte Jojo die Gelegenheit, um ein Konzert von KIERAN GOSS (17. Februar 2006 im Saulgauer Stadtforum) anzukündigen, das wir von COLESLAW zusammen mit der TBG organisieren. Bei „It’s My Life“ legte Sängerin Alex versehentlich gleich mit der zweiten Strophe los. Doch auch die meisten anderen Musiker (uns drei eingeschlossen) waren während der ersten Konzerthälfte sehr angespannt und unsicher. MC SANTA FLOWS’ „Attrappe“ war einer der wenigen souverän vorgetragenen Songs, der zudem frischen Wind ins Programm brachte. In der Pause trug uns Dirigent Alban Beikircher auf, wir sollten nicht so zurückhaltend spielen. „Das gilt sowohl für die Band als auch fürs Orchester“. Nach der (ziemlich langen) Pause versuchten wir seinen Vorschlag umzusetzen – mit Erfolg! Obwohl auch die zweite Konzerthälfte lange nicht perfekt war, so war doch eine deutliche Steigerung zur ersten auszumachen. Wir wurden auf der Bühne immer sicherer und die anfängliche Nervosität wich zu Gunsten des Spielspaßes. 🙂

Dem Publikum gefiel’s! Als wir gegen Schluss des Konzerts zunehmend härtere Töne („Feeling Good“, „Exhausted“, „Everybody’s Fool“) anstimmten, steigerte sich der Applaus. Mit zwei Songs von METALLICA („Nothing Else Matters“ & „No Leaf Clover“) beendeten wir unser Konzert. Das Publikum verlangte nach einer Zugabe. So spielten wir noch die Schnulze „When You Say Nothing At All“ und wiederholten das von Thomas Sali brilliant gesungene „Imagine“. Danach war Schluss. Das Publikum war sichtlich begeistert! Mit der zweiten Konzerthälfte waren wir einigermaßen zufrieden. Trotzdem war uns allen klar, dass wir uns am nächsten Tag unbedingt steigern mussten…

Die ansonsten an dieser Stelle obligatorischen Dankesworte gibt’s erst im nächsten Gig Review, denn die beiden ROCKSTRINGS-Konzerte gehören unweigerlich zusammen…