Nach einer längeren Pause, in der wir neue Songideen gesammelt hatten und Jojo mit seinem Solo-Projekt unterwegs gewesen war, stand Anfang Mai endlich wieder eine COLESLAW-Show an. Wir stellten eine neue Setlist zusammen, probten ausgiebig in Bremen und trafen uns nach der Bundesliga-Übertragung im Bohnenstengel zum Aufbau. Der FC Bayern ist mal wieder Meister. Juckt das irgendwen? Uns jedenfalls nicht. Auch nicht unseren Wahlmünchner Nippel. Wir sind eher Fans von Meister Eder. Oder von Meister Digel. Oder von Master of Puppets.
Während wir die PA aufbauten, versorgten uns Stengel-Chef Christian und sein Team mit Getränken. Beim Soundcheck schob unser FOH-Mann Jürgen die Regler kräftig in die Höhe. Christian machte große Augen. Jürgen: „Ich mach das nur beim Soundcheck, um eventuelle Rückkopplungen in den Griff zu bekommen“. Christian: „Das sagen sie alle!“
Als der Sound stand, machten wir es uns im sonnigen Bohnenstengel-Biergarten bei Speis und Trank gemütlich. Einige Münchner-Freunde von Nippel waren am Start und genossen zusammen mit uns die gediegene Abendstimmung, während sich der Stengel langsam mit Leuten füllte.
Als unsere Vorband MAGNETFELD gegen 21:00 Uhr loslegte, begaben wir uns nach drinnen und lauschten der Show. Schmissiger Pop-Rock mit vier Jungs an den Instrumenten und Mädel am Gesang. Kam zu Recht gut an. Die gelungenen Eigenkompositionen sagten uns deutlich mehr zu, als ein paar verlorene Coversongs.
Gegen 22:30 Uhr machten wir uns bereit. Gut 70 Leute hatten den Weg in den Stengel gefunden, als unser „Ronja Räubertochter“-Intro ertönte. Blöderweise ertönte es ein zweites Mal aus den Monitorboxen, als wir loslegten, so dass wir den ersten Song „Hell Breaks Loose“ kräftig vergeigten. Aber so was von. Wir wären am liebsten im Boden versunken. Danach fingen wir uns jedoch und präsentierten uns in (wenn man die lange Pause bedenkt) erstaunlich souveräner Form. Selbst „Here And Now“ und „Closer Tonight“, zwei Songs, die (abgesehen von Unplugged-Shows) schon seit Jahren nicht mehr in unserem Set waren, funktionierten tadellos. Der Stengel war zwar mit 70 Leuten nicht voll, jedoch waren die Anwesenden voll (bei der Sache) und klatschten nach den Songs wie 150. Zu unserer Freude waren viele bekannte Gesichter sowie zahlreiche Musikerkollegen im Publikum: THE LONESOME DRIFTERS, ANTIC DISPOSITION, SHOCKI (featuring Dod), RATZEPUTZ und last but not least JUDITH MUTSCHLER (hart am Glas). Vor so viel Prominenz will man sich natürlich keine Blöße geben. Bis auf unseren katastrophalen Show-Einstieg haben wir das hoffentlich auch nicht getan. Kurz vor der Geisterstunde brachten wir mit „The The Thing About You“ und kräftigen Roosophon-Salven unsere Show zu Ende. „Zugabe!“ rief das Publikum, das trotz der enormen Lautstärke (Kneipen-Gigs sind immer laut) offenbar noch nicht genug hatte. Na gut, wenn wir ehrlich sind, haben wir immer eine Zugabe auf der Setlist. Wir präsentierten „Show For Me“ und legten dann die Waffen nieder. „Zugabe!!“ rief das Publikum und zwar noch lauter als beim ersten Mal. Hmmm, was nun? Da wir „Hell Breaks Loose“ zu Beginn der Show kräftig verschandelt hatten, präsentierten wir als zweite Zugabe eine ordentliche Version des Songs. „Zugabe!!!“ rief das Publikum. Uiuiui. Nun waren wir wirklich ratlos. Fest entschlossen, nichts mehr zu spielen, standen wir minutenlang neben der Bühne… aber das Publikum hörte nicht auf, eine weitere Zugabe zu fordern. Mittlerweile war es nach Mitternacht. Jojo trat ans Mikro: „Christian, dürfen wir überhaupt noch?“ Grünes Licht vom Stengel-Wirt. „OK, wir spielen noch einen Song. Wir haben nur noch keine Ahnung, welchen.“ Nach kurzer Diskussion präsentierten wir – aller guten Dinge sind drei – mit „Exhausted“ unsere dritte und letzte Zugabe. Vielen Dank, Bad Saulgau! Tolles Publikum. Qualität statt Quantität.
Neben dem Publikum verbeugen wir uns besonders tief vor: Christian und seinem Team, Jochen an der Kasse und am Merch sowie vor Heinz Wellmann für die PA.