17.03.2013

TOUR DIARY – 09.03.13 | FRANKFURT, Clubhaus BB19

Nachdem wir seit Beginn unseres Bestehens mit COLESLAW aus Frankfurt in losem Kontakt standen, stellten wir im Frühjahr 2013 endlich das lange angedachte Doppelkonzert auf die Beine. Das Ganze sollte in Frankfurt Oberrad im Clubhaus des BruderBund 19 – einem ortsansässigen Biker-Club – stattfinden. Sédon montierte einen Dachkoffer auf seinen Golf, so dass wir inklusive Jürgen und einigem Equipment zu viert in einer Karre nach Frankfurt fahren konnten.

Nippel hatte im Vorfeld ein paar Mal mit Pete „The Rock“ Schmidt (Gitarrist von COLESLAW) telefoniert, um das Organisatorische abzuklären, aber dennoch wussten wir nicht so recht, was uns erwartete, nachdem wir unsere Hotelschlüssel abgeholt hatten und der Wegbeschreibung von Pete zum Clubhaus folgten. Das Ding hat keine Adresse. Unser Navi war der Meinung, wir würden über irgendeine Wiese fahren. In Wahrheit folgten wir diversen Schleichwegen, die von Stacheldrahtzäunen und Schrebergärten umgeben waren. Hinter einem Zaun stand ein Riesen-Hund und glotzte uns böse an. Als wir langsam Zweifel bekamen, ob wir richtig waren, tauchte ein Schild mit der Aufschrift „BB19“ auf. Wenn nun vermummte Typen mit Baseballschlägern aus den Büschen gesprungen wären, hätte uns das in Anbetracht der gesamten Szenerie kein bisschen überrascht. Aber das passierte nicht. 

Wir parkten und spazierten ins Innere. Dort wurden wir sogleich von einigen Bikern bzw. Rockern des BruderBund 19 begrüßt. Lederhosen, Jeanskittel mit zig Aufnähern, wohlgenährt – so wie man sich’s halt vorstellt. Einer der Jungs machte eine Bemerkung zum Thema „Fangzäune vor der Bühne aufbauen, damit euch die Tomaten nicht treffen“. Alles klar. Nix wie weg. Nach dem anfänglichen Kokettieren entpuppten sich die Leute vom BruderBund 19 jedoch als liebe und friedliche Typen, die einfach nur Spaß haben wollten. Und den hatten sie in ihrem Clubhaus augenscheinlich! An der Decke hing jede Menge Unterwäsche und eine Gummipuppe. Sofort wurde uns Bier angeboten. Na gut, wenn’s denn sein muss. 

Die Kollegen von COLESLAW schlossen gerade ihren Soundcheck ab. Das wären: Pete (Gitarre), Oli (Gesang), Dirk (Bass), Sebastian (Schlagzeug), Kai (Gitarre). Schon witzig. Da kennt man sich über 10 Jahre nur von Fotos, E-Mails, Telefonaten und CDs und plötzlich steht man sich persönlich gegenüber. Supernette und unkomplizierte Kollegen, mit denen man sofort ins Gespräch kam. Zudem stellten wir erfreut fest, dass über der Bühne bereits ein riesiger COLESLAW-Banner hing. 

Wir brauchten eine Weile, bis das Delay und die Gesangsmikros funktionierten. Außerdem kam aus dem Gitarren-Amp, den sich Jojo am Morgen ausgeliehen hatte (weil sein eigener kaputt war) nicht ein einziger Ton raus. Na toll. Glücklicherweise war Pete sofort zur Stelle und schaffte Abhilfe, indem er Jojo über seinen Combo spielen ließ. Wir checkten Sound und waren am Ende sehr zufrieden. 

Es ging zum ersten gemütlichen Teil des Abends über: Wir aßen Schnitzelwecken, tranken Bier, fläzten uns auf Sofas und quatschten mit COLESLAW, einigen Leuten vom BruderBund 19 und mit Ho – dem einzigen Besucher aus Bad Saulgau. Da Ho seit einigen Jahren in Wiesbaden wohnt, hatte er sich kurz ins Auto gesetzt und war nach Frankfurt Oberrad gedüst. Das Clubhaus füllte sich mit zahlreichen weiteren Besuchern. Wir freuten uns. 

Als wir um viertel vor neun die Bühne enterten, war der Laden rappelvoll. Ca. 150 Leute blickten gespannt zur Bühne. Sofort kam Stimmung auf, die auch nicht abriss, als bei „Illussions For Fate“ – dem zweiten Song unseres Sets – mehrmals der Strom ausfiel. Pete stöpselte kurzerhand einen Teil der Lichtanlage ab, die offensichtlich zu viel Strom zog. Danach ging’s ohne Unterbrechung weiter. Dafür mit jeder Menge Schweiß und super Publikum. Auch nach über 200 Konzerten passieren noch Dinge, die es noch nie gab: Sédon drosch (wie immer) auf sein Crash-Becken ein. Plötzlich löste sich oben die Mutter, das Becken entschwebte wie ein Ufo und verfing sich nach einer unsanften Landung in Sédons Fußpedal. Ein lachender Jürgen hüpfte auf die Bühne, um Abhilfe zu schaffen, während Jojo und Nippel verdutzt nach hinten blickten und ebenfalls lachten. 

In der zweiten Hälfte unserer Show stieg die Stimmung weiter. Jojo nutzte die Gunst der Stunde, um unser geliebtes Heimatstädtchen Bad Saulgau anzupreisen. Kommt mal vorbei! Vor der Bühne gab es ein Pärchen, das im Wechsel tanzte und sich küsste. Links von uns gab es einen Kerl, der immer wieder „Heeejeeehiiijeeeehey“-Sprechchöre anstimmte. Nippel versuchte das ebenfalls von der Bühne aus und das Publikum sang seine Vorgaben in voller Inbrunst nach. Das hatten wir auch noch nie! Okay, so was ist normalerweise auch nicht so unser Ding, aber ganz ehrlich: Man fühlt sich schon cool, wenn man auf einer Bühne steht und das Publikum einem so folgt. Mit „Hell Breaks Loose“ beendeten wir unser Set. Zugabe? Ehrensache. Nach „Show For Me“ war wirklich Schluss. 

Es ging für uns zum zweiten gemütlichen Teil des Abends über: Wir quatschen mit verschiedenen Leuten, freuten uns über viel Lob und natürlich darüber, dass zahlreiche CDs und T-Shirts den Besitzer wechselten. Nach kurzem Umbau rockten die Kollegen von COLESLAW aus Mainhatten los. Die Jungs präsentierten einen Mix aus Cover-Songs und eigenen Stücken. Uns sagten vor allem ältere Classic-Rock-Songs von IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD, GUNS N‘ROSES sowie die großartige Eigenkomposition „Children Of The Dark“ zu. Alles in allem eine sehr runde Show. COLESLAW feierten an diesem Abend ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Dem Anlass entsprechend gab es mit einem langhaarigen Gitarren-Virtuosen und einem korpulenten Mundharmonika-Virtuosen zwei Gastmusiker, die zum Ende des Sets mächtig aufdrehten und für ein gelungenes Finale sorgten. 

Im Anschluss an die Shows wurde noch eine Weile gefeiert. Wohl aufgrund des (im Vergleich zu uns) fortgeschrittenen Alters der meisten Besucher und auch von COLESLAW war gegen halb drei Schluss. Wir vereinbarten mit COLESLAW, so ein Doppelkonzert irgendwann zu wiederholen. Einer der Jungs meinte: „Zu besonderen Anlässen alle 10 Jahre!“ Ein anderer entgegnete: „Bist du bescheuert? Dann sehen wir uns ja nur noch zwei Mal!!“ 😀 Großartig! Mit Ausnahme von Drummer Basti könnten die Kollegen unsere Väter sein. Und trotzdem verstanden wir uns mit COLESLAW bestens! Ein Beweis dafür, dass Rockmusik generationsübergreifend verbindet. 

Nach einer herzlichen Abschiedsrunde fuhren die Jungs samt Anhang nach Hause und wir mit Jojo am Steuer ins Hotel. Die anderen Hotelgäste mögen uns verzeihen, dass wir ein bisschen laut waren. Schließlich isch FAAAAAASNETSzeit!! 😉

Wir bedanken uns bei COLESLAW aus Mainhatten, den liebenswerten Leuten vom BruderBund 19 und dem klasse Publikum!