Frohen Mutes düsten wir in drei Autos nach Biberach an der Riß. Auch unser Tontechniker Jürgen, auf den wir bei den letzten Shows schweren Herzens verzichtet hatten, war wieder mit von der Partie. Unser 135. Konzert stand an und zwar in der Kulturhalle Abdera. Dort sollten wir an diesem Abend die Rock’n’Roll-Band MUFF aus der Ex-Kanzlerstadt Hannover supporten.
Als wir das Abdera betraten, war eben jene Combo bereits anwesend und baute auf. Wir schüttelten einige Hände und stellten uns vor. Einmal mehr sorgte der Name „Nippel“ bei den Kollegen für erstaunte Blicke. 🙂 Die Bandbesetzung von MUFF ist recht außergewöhnlich: Drei Jungs an Gitarre, Bass und Schlagzeug zuzüglich zwei (!) Frontfrauen. Und was für welche! Absolute Vollblut-Rockröhren! Sowohl optisch als auch musikalisch!
Die Kollegen von MUFF checkten Sound und wir taten es ihnen gleich. Auf Besucher warteten wir lange Zeit vergeblich. Scheinbar hingen alle irgendwo vor der Glotze. Der VFB Stuttgart wurde nämlich mit einem 2:1-Sieg über Cottbus Deutscher Fußballmeister. Erstaunlicherweise interessierte sich Jojo brennend für dieses Endergebnis. Der ehemalige Fußball-Hasser war im Laufe der Fußball-WM zum Fußball-Fan – naja, sagen wir mal zum Sympathisanten avanciert. Jeder, der unseren Jojo schon länger kennt, wird diesen Wandel kaum für möglich halten! Früher hätte man Jojo erzählen können, Michael Ballack sei kurz vor dem Schanzentisch mit Motorschaden ausgeschieden – er hätte es vermutlich geglaubt. Heute kann er sogar die Abseits-Regel erklären! Unglaublich! 😉 Ja, jedenfalls freute sich Jojo über den Meistertitel seiner Wahlheimatstadt. Der Rest nahm die Nachricht mehr oder weniger gleichgültig zur Kenntnis. Die Kollegen von MUFF fragten: „Ach, Biberach liegt in Baden-Württemberg?“ 🙂
Als wir um kurz vor halb zehn die Bühne betraten, waren noch immer kaum Leute im Abdera. „COLESLAW gibt auch für 10 oder 15 Leute hundert Prozent“, erklärte Nippel auf der Bühne und wir rockten mit Hingabe durch unser Set. Wir freuten uns über Janis und Clemens. Die beiden (nicht mal zehn Jahre alten) Jungs, hatten über mehrere Ecken eine CD von uns bekommen und sind seither unsere „größten Fans“, wie uns Janis’ Papa Ralf beteuerte. Gebannt standen sie vor der Bühne. Auch Eva und ihre Freundin Nico waren wieder von Saulgau aus hergefahren bzw. hatten sich herfahren lassen. Wir fühlten uns blendend, da mit Jürgen am Mischpult endlich wieder Delays an den richtigen Stellen erschallten und zudem das Roosophon benutzt werden konnte. Während wir in unsere Instrumente hämmerten, trudelten ein paar weitere Gäste ein. Als wir nach „This Misery“ die Bühne räumten, dürften ungefähr 30 Leute im Abdera gewesen sein.
Die drei Jungs und die zwei Mädels von MUFF machten sich bereit und boten nach einem kurzen Line-Check eine temporeiche Rock’n’Roll-Show. Die beiden Frontfrauen Anja und Sunny gaben mächtig Gas. Ihre schwarzen bzw. pinken Haare flogen regelrecht über die Bühne. Die fünf Hannoveraner wussten mit groovigen Riffs und zweistimmigem Frauengesang zu überzeugen. Dennoch wollten die wenigen Konzertbesucher trotz mehrmaliger Aufforderung nicht nach vorne kommen. Da wurde es Sunny zu bunt (man beachte das Wortspiel!): Sie begab sich ins Publikum, packte ein paar Leute an den Armen und zerrte sie vor die Bühne. So kann man’s auch machen! 🙂 Kurzum: eine hörens- und sehenswerte Combo! Der Verfasser dieses Gig Reviews lässt sich beim Schreiben dieser Zeilen gerade von der brandneuen CD „Horn Attack“ beschallen…
Wir danken: Daniel Wüst und dem gesamten Abdera-Team, MUFF (vor allem für Großteile der Backline!), Moni und Carina.