23.03.2009

TOUR DIARY – 21.03.09 | NAGOLD, Youz

Die Sonne scheint. Man hat Frühlingsgefühle im Bauch. Die neue CD ist am Start. Es steht ein Konzert in Nagold an. Was will man mehr? „Eine PA-Anlage wäre nicht schlecht“, dachte sich Jürgen und hatte damit nicht ganz Unrecht. Da eine solche vom Veranstalter nicht gestellt werden konnte, wurde Jürgens Franzosen-Karre mit Boxen, Mischpult usw. be- bzw. überladen. Nach einem ausgiebigen Mittagessen in der Alten Linde düste er zusammen mit Kollege Nippel nach Nagold ins Youz.

Zu diesem Gig hatte uns Cris eingeladen, die mit Ihrer Band YOUTH BATTERY ebenfalls im Youz auftreten sollte. Wer Cris nicht kennt, der möge sich doch bitteschön ein paar alte Gig Reviews durchlesen! Insbesondere im Jahr 2005 war Cris bei fast jedem COLESLAW-Konzert am Start. Wir warten noch immer auf den Tag, an dem sie es bereut, dass sie sich unsere Textzeile „Music helps me, sometimes | To brighten up and fly away“ auf den linken Arm tätowieren lassen hat. Allerdings ist sie bislang der festen Überzeugung, dass dieser Tag nie kommen wird… 🙂

Als die Anlage stand, alle Bands vollständig waren und der Sound eingestellt war, rief uns Kathrin aus dem Youz zum Abendessen. Bei dieser Gelegenheit lernten wir auch COOL KIDS GO TO REHAB aus Stuttgart näher kennen. Sehr nette Band! Bereits nach wenigen Minuten hatte man den Eindruck, als kenne man sich eine Ewigkeit und unterhielt sich angeregt über die Stuttgarter Bandszene, schwäbische Rockbands, Studiengänge und Alkoholexzesse. Last but not least war auch die Bad Saulgauer Raumausstatterschule ein Thema, deren schlechter Ruf offenbar bis nach Stuttgart vorgedrungen ist, wie uns Bassist Zepter erklärte. Tja, „Sulga“ ist eben nicht nur für sein Thermalbad und gute Rockbands bekannt. Wieder was gelernt!

Langsam kamen die ersten Rockfans ins Youz. Sédon und seine bessere Hälfte Linda setzten sich an den Merchstand. Kann man bei Frauenpaaren eigentlich von „zwei besseren Hälften“ sprechen? Sei’s wie’s will – auf COOL KIDS-Frontfrau Erna und ihre Freundin würde dies jedenfalls zutreffen! Die beiden sind genau so nett und locker drauf wie ihre Kollegen und übernahmen den Job an der Kasse, da die Gastgeberband sich überall, nur nicht im Youz herumtrieb.

Gegen halb zehn begaben sich COOL KIDS GO TO REHAB auf die Bühne und machten den Zuhörern gleich mal mächtig Feuer unterm Arsch. Frontfrau Erna, die noch beim Soundcheck etwas zurückhaltend ihr Mikro getestet hatte, ließ ihrer Rockröhre freien Lauf und malträtierte ihre Stimmbänder, dass es eine Freude war. Jürgen verfeinerte das Ganze vom Mischpult aus mit diversen Delay- und Halleffekten. Schlagzeuger Jannik ging so ungestüm zu Werke, dass ihm mehrere Drumsticks um die Ohren flogen. Bei den Ansagen nahm in erster Linie Bassist Zepter das Zepter in die Hand. Unterm Strich eine gelungene Vorstellung, wie wir finden. Selten eine so rotzig (im positiven Sinne!) klingende Band gesehen! Vor allem der Song „Shot On The Dancefloor“ brannte sich nachhaltig in unsere Gehörgänge.

Im Anschluss machten wir uns bereit. Mangels CD-Player ging es ohne Intro direkt mit „Second Hand Smokers“, gefolgt von „Pathetic Girl“, los. Im Gegensatz zum Vorabend waren wir in Nagold von der ersten Minute an präsent und rockten souverän durch unser Set. Es macht einfach unglaublich Spaß, nach wochenlanger Pause endlich wieder Konzerte spielen zu dürfen! Da Jürgen mit am Start war, wurde auch das Roosophon kräftig eingesetzt. Wir sind jetzt schon auf seine neueste Erfindung gespannt: Auf der Fahrt nach Nagold hatte Jürgen erklärt, derzeit am „Roosodrive“ zu arbeiten. Was sich hinter diesem Gerät verbirgt, werdet ihr hoffentlich in Bälde erfahren… 🙂

Allgemein ist die „Marke Eigenbau“ bei uns zurzeit hoch im Kurs! Sédon spielte in Nagold erstmals eine Snare Drum, die er in der Binzwanger Edelschmiede Hecht selbst geschreinert hatte. Das Ding klingt sehr fett und kommt vor allem bei Snare-lastigen Songs wie „Never Ending Chain“ voll zu Geltung. Fuck Endorsements – Sédon baut seine Sachen selbst! 🙂

Wir rockten mit Hingabe durch unser Set und freuten uns über anerkennende Blicke und Applaus aus dem Publikum. Obwohl man die Besucherzahl an sieben Händen abzählen konnte, war der Gig im Youz sehr schön, da die Chemie einfach stimmte. Nach „Me Again“ räumten wir die Bühne für YOUTH BATTERY.

Die Kollegen legten nach kurzem Umbau mit Grunge-Sound los. Die Nähe zu NIRVANA ist nicht zu leugnen – weder optisch noch musikalisch. Frontmann Norman war stark erkältet und trank trotzdem ein Bier nach dem anderen, so dass sich sein Gesang anhörte wie der von Kurt Cobain am 6. April 1994. Witzig fanden wir seine verpeilten Ansagen. Vor allem bei folgender schmissen wir uns weg vor Lachen: „Und gibt’s auch im Internet. Einfach bei Google YOUTH BATTERY eingeben!“ Hahaha, saugeil! 🙂

Durch das nette Umfeld gestaltete sich der Abbau spaßig. Wir tranken noch ein Bier, verabschiedeten uns von allen und traten dann die Heimreise an. Unterwegs wurde – wie eigentlich fast immer, wenn Jürgen dabei ist – an einem amerikanischen Fast Food Restaurant Halt gemacht.

Jürgen und Nippel fuhren um kurz vor drei am MMBS vor, um ein paar Boxen auszuladen. Jürgen meinte: „Mich wundert es echt, dass da noch nie die Polizei gekommen ist, wenn wir uns mitten in der Nacht im Musikmarkt zu schaffen machen“. Hintergrund: In der jüngeren Vergangenheit ist dort mehrfach eingebrochen worden, so dass die Polizei eigentlich „vorgewarnt“ sein müsste. Ob ihr’s glaubt oder nicht: Kaum hatte Jürgen seinen Mund zugemacht, kurvte auch schon ein Polizeibus auf den Hof. Die Scheibe ging runter und es glotzten uns zwei sichtlich verwunderte Beamten an. Erster Satz: „Wa klauad ihr?“ Nippel erklärte lachend, dass wir nichts klauten, sondern – ganz im Gegenteil – Sachen zurückbrachten. Die Beamten grinsten ebenfalls und verschwanden mit den Worten: „Okay, das dürft ihr!“ wieder in der Nacht. Wie geil!

In diesem Sinne danken wir bei diesem Gig Review ausschließlich den wachsamen Beamten der hiesigen Polizei – auch im Namen von Alfons Müller! 🙂