24.08.2008

TOUR DIARY – 22.08.08 | DAUGENDORF, Donautal Festival

Sédon schipperte an jenem Freitagmittag (nachdem er die Spätfolgen des vorabendlichen Go-In-Besuches halbwegs verdaut hatte) zu Nippel, um dessen Backline abzuholen. Später schipperten er und Jojo gen Daugendorf, um die Backline aufzubauen und einen Soundcheck vorzubereiten. Nippel schipperte an jenem Nachmittag im wahrsten Sinne des Wortes und zwar mit einem riesigen Floß auf der Isar (Betriebsausflug). Es war alles genau geplant: Nippel hatte sein Auto an der Floßausstiegstelle in München geparkt, um direkt nach der Ankunft ins 200 km entfernte Daugendorf düsen zu können. Blöd nur, dass die beiden „Flößer“, die das Floß steuerten, einer tückischen Strömung nicht Herr wurden und das Wassergefährt nach einer heftigen Kollision mit dem Ufer geradewegs in ein Wehr setzten, anstatt den für die Floßfahrt vorgesehenen Kanal zu benutzen. Tja, so kann’s gehen! Nippel und seine 50 Mitfahrer saßen also fest. Aber mal so richtig. Es verging ca. eine Stunde Zeit, bis endlich die Feuerwehr eintraf und mit der Evakuierung des Floßes beginnen konnte. Diese zog sich extrem lange hin, weil das kleine Rettungsboot natürlich nur eine handvoll Leute transportieren konnte und das bekannte Prinzip „Frauen und Kinder zuerst“ selbstverständlich eingehalten wurde. So kam es also zu dem (im Nachhinein lustigen) Bild, dass Nippel wenige Stunden vor unserem Auftritt mit einer Schwimmweste bekleidet auf einem Floß mitten in der Isar stehen musste und von einer Brücke aus von der Klatschpresse (Sommerloch?) abgelichtet wurde. In seiner linken Hand hielt er einen Bierkrug. Mit seiner rechten Hand hielt er sich ein Handy ans Ohr: „Hi Jojo, Nippel hier. Jetzt hör mir mal gut zu, ich erzähl dir jetzt keine Scheiße…“

Das Ende von der Geschichte war, dass Nippel schließlich von der Feuerwehr ans Ufer gebracht wurde. Da zu diesem Zeitpunkt (Gott sei Dank!) ein Gewitter aufzog, wurde die Floßfahrt abgebrochen. Nippel und seine Arbeitskollegen wurden mit einem Reisebus zur Floßausstiegstelle gefahren, wo Nippel in seine Karre hüpfte und für die nächsten zwei Stunden das Gaspedal durchdrückte. Während er die A96 entlang preschte, schleppten Jojo und Sédon die Backline auf die Bühne und begannen mit dem Soundcheck.

Gegen 20.30 Uhr stand auch Nippel auf der Bühne und eine halbe Stunde später begann auch schon unser Konzert. Da soll noch einer sagen, wie seien nicht pünktlich! 🙂 Wir rockten mit „The Thing About You“ los und konnten ca. drei Dutzend Leute vor die Bühne locken. Ein paar weitere Dutzend standen weiter hinten bzw. quer übers Festivalgelände verteilt. Der Grund für die mäßige Besucherzahl war mit Sicherheit wetterbedingt. Die Veranstalter des Donautal Festivals haben diesbezüglich seit Jahren Pech und auch 2008 mal wieder einen Regentag erwischt. Dabei gilt es aus COLESLAW-Sicht zu bedenken: Wenn es nicht geregnet hätte, wäre Nippels Floßfahrt nach dem Ganzen Heckmeck wahrscheinlich noch fortgesetzt worden. Dann wären zwar mehr Leute aufs Donautal Festival gekommen, aber dafür hätte COLESLAW nicht gespielt. ALANIS MORISETTE würde an dieser Stelle singen: „Isn’t it ironic??“… 😉

Wir gaben auf der Bühne unser Bestes und heizten den anwesenden Leuten (in Kooperation mit dem riesigen Lagerfeuer, das links neben der Bühne loderte) kräftig ein. Am Mischpult drehte nicht Jürgen (Frankreich-Urlaub), sondern Alex an den Knöpfen. Jojo hatte seine helle Freude daran, den Lichttechniker herumzukommandieren: „Können wir bitte nochmals Licht aufs Publikum haben? Ohhh, danke!“ 😉 Wir präsentierten im Großen und Ganzen eine solide Show und hatten viel Spaß. Sédon sah sich gegen Ende des Sets jedoch außerstande „Never Ending Chain“ zu spielen und so ging es in Daugendorf eben ohne das ansonsten obligatorische „Radadadadada“ mit „Air To Breathe“ in den wohlverdienten Feier(!)abend.

Nach uns enterten die alten Haudegen von TOS die Bühne, während im Anschluss die Headliner von BENZIN ihren wortwitzgeladenen Deutsch-Punk präsentierten. Ganz am Schluss hatten die auftrittserfahrenen Lokalmatadoren von SHERIFF die Ehre und trugen in Polizeiuniformen und mit viel Hingabe ihren „Cop’n’Roll“ vor.

Das „Drumherum“ auf Ralf Kopps Donautal Festival stimmte: Während die anderen Bands in die Instrumente hämmerten, vertrieben wir uns die Zeit mit Zuhören, Essen und Trinken und hielten uns über weite Strecken im Backstage-Bereich in Form eines Busses auf. Das war so ein roter Ami-Schul-Bus, wie es ihn beispielsweise bei den Simpsons gibt. Wenn man sich dazu noch Ralf Kopp am Steuer vorstellt, schwirrt einem zwangsläufig das Liedchen „Ein Hoch auf unsern Busfahrer“ im Kopf herum… 😉

Jojo schäkerte eine ganze Weile mit den Netten Jungs von BENZIN und strich gegen 1.00 Uhr die Segel. Sédon und Nippel saßen mit weiblicher Begeleitung auf der Busrückbank. Einer aß Schokolade, der andere trank Alkohohl. Wer von den beiden was tat, erschließt sich dem aufmerksamen Gig Review-Leser von selbst. 😉

Als SHERIFF ihre Show beendet hatten und schweißgebadet in den Backstage-Bus zurückkehrten, gingen Sédon und Nippel nach draußen und schleppten ihre Backline zu den Autos. Nippel, der bereits seit Tagen eine alte Matratze in seinem Corsa durch die Gegend karrte, meinte zu Sédon: „Mist, so passt ja meine Bassbox gar nicht ins Auto! Kannst du die wieder mitnehmen?“ – Sédon: „Nö, das geht nicht, ich will heute Nacht in meinem Auto pennen!“ Hmmmmmmm, hahahahahaha, wie geil! Klingelt’s bei euch? Bei uns hat’s auch ein paar Sekunden gedauert, aber dann war klar, was zu tun ist: Wir luden die Bassbox in Nippels Corsa und die Matratze natürlich in Sédons Golf! 🙂

Gegen halb drei sagte auch Nippel „Tschüss“ und düste von Dannen. Sédon frönte noch kräftig dem Rock’n’Roll und feierte mit den Kollegen von SHERIFF den „Cop’n’Roll“ bis schließlich Ralf Kopp dem Treiben ein Ende setzte. Sédon torkelte zu seinem Golf und konnte dort auf einer äußerst bequemen Federkern-Matratze nächtigen. Tja, manchmal passt eben doch alles zusammen! 🙂

Ende gut, alles gut.

Mal wieder gilt es Danke zu sagen: Ralf Kopp und dem gesamten Festival-Team für den tollen Abend und die gute Verpflegung, Alex vom FOH fürs Mischen und last but no least den anderen Bands für das gute Miteinander und das stressfreie „Backline teilen“.