Nach einer klasse CZ-Tour im vergangenen Winter hatten wir unsere tschechischen Freunde von KRUCIPÜSK wieder zu uns nach Deutschland eingeladen. Entsprechend groß war die Vorfreude, als wir drei in Meister Digels Bus (Franzosenkarre) gen Stuttgart düsten. „Dr Langhoorige ausm Musikmarkt“, der in Wahrheit aus zwei Leuten mit mittlerweile kurzen Haaren besteht, namens Holger und Jürgen fuhr(en) in einem extra Auto (tschechische Traditionsmarke), da Holger übers Wochenende ein Blaskapellen-Recording anstehen hatte. Für den waschechten Rocker allerdings kein Grund, auf den Rock’n’Roll zu verzichten. Tagsüber Blaskapelle, nachts Rock’n’Roll. Schlaf? Wird überbewertet.
In Stuttgart steckten wir in einem gewaltigen Feierabend-Stau fest. Da ging zweitweise überhaupt nichts vorwärts. KRUCIPÜSK waren längst am vereinbarten Treffpunkt – einem Mc Donald’s Restaurant – angekommen. Wir waren keine 500 Meter von den Jungs entfernt, kamen aber einfach nicht durch. Nippel & Jürgen stiegen aus und gingen zu Fuß zu den Tschechen, um schon mal „Ahoj“ zu sagen. Einige Zeit später war der Rest vom Fest auch da.
Wir tuckerten weiter zum Goldmark’s, das direkt an (oder fast schon in) der U-Bahn-Station „Charlottenplatz“ liegt. Beim Rangieren auf dem Hof touchierte Nippel mit Meister Digels Bus eine Mauer und fuhr eine Schramme in die hintere Stoßstange. Nicht schlimm, aber sehr ärgerlich. Da half es auch nix, dass die Hausherren vom Goldmark’s, Martin und Michael, meinten: „Ach, da fährt fast jede Woche einer dagegen“. Als ein genervter Nippel im Anschluss das komplette Goldmark’s nach seinem Bandkoffer absuchte, nur um ihn später im Bus zu finden, meinte Holger zum verwundert dreinblickenden Standa: „It’s not his day.“ Tja, erst mal ein Bier trinken…
Wir schafften das Equipment auf die brandneue Bühne des Goldmark’s und checkten nacheinander Sound. KRUCIPÜSK-Basser Richard ruhte (wie immer) in sich selbst und las – wann immer es die Zeit zuließ – zufrieden ein Buch. Holger fragte ihn, warum und was er liest. Richard erklärte in seiner freundlichen Art, dass es sich um ein Psychologie-Buch handelt. Er glaubt fest an ein Leben nach dem Tod und wer jetzt nichts lernt, ist im nächsten Leben dumm. Holger erwiderte grinsend: „Das lass ich einfach mal auf mich zukommen“… 🙂
Leider gab es ein Problem mit dem Mischpult. Was unsere FOH-Männer Jürgen und Standa auch versuchten – sie schafften es nicht, die Effekte (Delay usw.) zu finden. So klang der Sound extrem trocken und natürlich. Auch mal schön, aber wenn man diverse Effekte gewohnt ist, fehlt halt einfach was.
Das Publikum ließ lange Zeit auf sich warten. Gegen halb 10 waren dann aber ca. 40 Leute am Start und wir rockten los. Mit „Illusions For Fate“, „Dead Tomorrow“ und „Make It Last Forever“ hatten an diesem Abend drei neue COLESLAW-Songs Live-Premiere. Diese neuen Stücke spielten wir solide – bei anderen Teilen unseres Sets war noch Luft nach oben. Vom Publikum gab es nach der Show viel Lob, aber Hand aufs Herz: Wir haben schon bessere Konzerte gespielt.
Nach uns dann KRUCIPÜSK mit ihrem wollgesichtigen Frontmann, der durch seinen Rübezahl-Look eine Mords-Erscheinung ist. Gewohnt solide Show, wenngleich die Effekte vom Mischpult einfach fehlten. Gegen Ende des Konzerts kam das Publikum kräftig in Fahrt. Zu unserer Freude präsentierten die Tschechen auch den Song „Sexy Vodoo“, den wir zuvor nur von Platte kannten.
Fazit: Mehr Leute, als bei der letzten Stuttgart-Show, allesamt zufrieden bis begeistert, aber unterm Strich trotzdem schade und etwas enttäuschend, dass nicht mehr gekommen sind. Vielen Dank an alle, die da waren.
Das Drumherum stimmte auf jeden Fall. Cooler Club, nette Belegschaft, coole Party nach den Shows und auch unsere anschließende Übernachtung im Hansa Hotel ließ keine Wünsche offen.
Holger düste am nächsten Morgen um 9.00 Uhr zum Blaskapellen-Recording. Wir verbrachten den Tag in der Stuttgarter Innenstadt und zeigten den Tschechen die Stuttgart-21-Baustelle, die sie aus den Medien kannten. Standa: „What’s the problem with it? Corruption?“ – Jojo: „No. Lying.” Am späten Nachmittag düsten wir gemeinsam weiter nach Heuchlingen. Sédon kämpfte mit seiner Reisekrankheit. Unterwegs mussten wir anhalten, um unseren kreidebleichen Drummer an die frische Luft zu lassen. Als er im Anschluss das Steuer übernahm, ging es im zunehmend besser.
Wir danken Martin, Michael und dem gesamten Goldmark’s-Team, Meister Digel sowie zahlreichen bekannten Gesichtern (Dieter, Peter „Heavy Hippo“ Hipp, Cris, Steffi, Christoph, Felix…) im Publikum.