28.10.2015

TOUR DIARY – 24.10.15 | RULFINGEN, Alte Kirche, Sanfte Töne Festival

Als am Morgen der Wecker klingelte, klingelten auch noch die Ohren von unserer Show im Engel Daugendorf – heißere Stimme inklusive. Da kam das Sanfte Töne Festival gerade recht. Bereits um die Mittagszeit stand das Abholen der Anlage auf dem Programm. Ob der Hänger, in welchem sich die Anlage befand, mit dem normalen Autoführerschein gezogen werden darf, wusste blöderweise keiner so genau. Wie gut, dass wir Antonio Jaggolini in unseren Reihen haben, der sich um Legalität einen Scheißdreck schert.

Wenig später war die Anlage in Rulfingen und konnte dort aufgebaut werden. Unser FOH-Mann Jürgen platzierte mit diversen Klettereinlagen mehrere LED-Spots in der wunderschönen Kulisse der Alten Kirche und pegelte in Ruhe den Sound ein. Jojo, der neben seiner Tätigkeit als Musiker zudem als Veranstalter fungierte, führte zwischendurch ein paar organisatorische Telefonate. Er hatte sich im Vorfeld der Veranstaltung zusammen mit dem Team der Alten Kirche (Martina, Holger usw.) und der regionalen Presse mächtig ins Zeug gelegt, um die Veranstaltung zu bewerben. Je näher das Sanfte Töne Festival kam, desto mehr wichen diverse Zweifel einem gesunden Optimismus. Die letzten Vorverkaufs- und Reservierungszahlen konnten sich sehen lassen. Jojo war sichtlich zufrieden.

Den Nachmittag über trudelten nach und nach die verschiedenen Künstler des Abends ein. Wie sich herausstellte, hatte niemand einen eigenen Techniker dabei, so dass Jürgen alle Acts mischen sollte. Krasses Pensum, aber unser FOH-Mann ist ja nicht aus Zucker. Zwischen diversen Soundchecks zeigte er Nippel, wie man das Lichtpult bedient und wie man verschiedene Licht-Einstellungen abspeichern konnte („ond am Ende druggsch den Knopf vom Kanal bis aufs Blech na!“). So entstanden diverse Licht-Sets, denen Jürgen und Nippel griffige Namen wie „Evil“, „Fire“, „Gay“, „Gewitter“ und „Hiroshima Sunset“ gaben. Das alte Kirchengemäuer mit seinen Altären erstrahlte in allerlei Farben.

Gegen halb acht begann sich die Alte Kirche zu füllen. Und zwar bis auf den letzten Platz. Manche der 150 Besucher nahmen sogar Stehplätze ein. Wunderschönes Ambiente, volles Haus… da bleiben keine Wünsche offen. Jojo begab sich auf die Bühne, sprach ein paar Begrüßungsworte und kündigte die erste Künstlerin des Abends an.

JUDITH MUTSCHLER betrat die Bühne und setzte sich ans E-Piano. Erstmals überhaupt präsentierte sie an diesem Abend ein Set aus selbstkomponierten Songs. Ihre Nervosität, über die sie zuvor geklagt hatte, war ihr in keinster Weise anzumerken. Souverän trug sie nur mit Piano und Stimme diverse Geschichten, die das Leben so schreibt, vor. Ihre Hommage an die geliebte Tasse Kaffee am Morgen kam beim Publikum besonders gut an. Eine gelungene Premiere und gleichermaßen ein gelungener Einstieg in einen Abend der sanften Töne.

Im Anschluss machten wir uns bereit. Im Gegensatz zum Vorabend ausschließlich mit „Unplugged-Besteck“. Zum 10-jährigen Bestehen des Songs eröffneten wir unser Set mit „Closer Tonight“. Danach boten wir eine bunte Mischung aus unserer 13-jährigen Bandgeschichte, gespickt mit zwei handverlesenen Coversongs. Konzerte in der Alten Kirche Rulfingen haben ihren ganz besonderen Charme. Das Publikum ist in der Regel mucksmäuschenstill und alle Augen sind zur Bühne gerichtet. Für uns als Rockband der härteren Gangart (während ich diese Zeilen tippe, läuft gerade die neue MOTÖRHEAD) ist das besonders. Das wunderschöne und Ehrfurcht versprühende Ambiente tut sein Übriges. Trotz der für uns ungewohnten Stimmung, fühlten wir uns auf der Bühne pudelwohl. Volles Haus, tosender Applaus nach jedem Song, eine geradezu malerische Beleuchtung und tolle Akustik – Musiker, was willst du mehr? Bei „Behind The Curtain“ holten wir JUDITH MUTSCHLER auf die Bühne, die uns am E-Piano begleitete und darüber hinaus dreistimmig gesungene Refrains ermöglichte. Vielleicht singt irgendwann auch noch unser Drummer Sédon mit? Wir arbeiten dran. Ein persönliches Highlight für uns als Band ist stets der Unplugged-Vortrag von „Lost On The Way“ – normalerweise einer unserer härtesten Songs. Auch das Unplugged-Gewand steht der Nummer gut zu Gesicht, wie wir finden. Das Publikum sah das zu unserer Freude ähnlich. Den letzten Song unseres Sets – den SIMON & GARFUNKEL Klassiker „The Boxer“ widmeten wir unseren zum Teil anwesenden Eltern, die aus dem Publikum zu uns herauf oder auch von oben auf uns herab schauten. Ein wunderschöner Abend.

Nach einer Pause wurde es im Anschluss filigran: Singer-/Songwriter PHILIP BRADATSCH bot mit seinen beiden Mitmusikern an der Mandoline bzw. am Kontrabass das handwerklich anspruchsvollste Set des Abends. Irre, wie der in sich ruhende Bursche Gitarre spielen kann. BRADATSCH war extra für die Show in Rulfingen aus Polen (!) angereist. Hut ab!

Das große und würdige Finale wurde von dem Stuttgarter Duo KIDS OF ADELAIDE bestritten. Die beiden supernetten Jungs (Benni kannten wir noch aus seiner Zeit bei THE RISING ROCKET) boten eine äußerst abwechslungsreiche und kurzweilige Show mit wunderschönem zweistimmigen Gesang und eingängigen Hooklines. Noch immer gab unser FOH-Mann Jürgen alles am Mischpult; Nippel unterstützte ihn mittlerweile am Lichtpult.  Zwischendurch spielten die KIDS OF ADELAIDE wirklich komplett unplugged, indem sie sich einfach mit ausgesteckter Gitarre und ohne Gesangsmikro ins Publikum begaben und dort loslegten. In der Akustik der Alten Kirche kam das besonders gut. Ende Januar / Anfang Februar sind die Jungs auf Deutschland-Tour. Können wir jedem nur wärmstens ans Herz legen! Wir werden hingehen.

Nach den Shows zeigte die Uhr fast Mitternacht. Irre, wie schnell die Zeit vergehen kann, wenn einfach ALLES stimmt. Wir hatten (trotz viel Arbeit) einen wunderschönen Abend. Nach so einer Publikumsresonanz ist der Abbau der Technik halb so schlimm, zumal selbst Miche Hepp von PopZone kräftig mitanpackte. Klasse Typ.

COLESLAW sagt vielen Dank: Martina, Holger und dem gesamten Team der Alten Kirche, Miche Hepp, Fone Müller, Heinz Wellmann, der regionalen Presse, Judith und allen anderen Musikern des Abends, die das zweite Sanfte Töne Festival zu etwas ganz besonderem gemacht haben. Last but not least… DANKE liebes Publikum!