Das Kulturufer in Friedrichshafen ist schon so weit wir denken können eine tolle Sache. Mehrfach waren wir in den vergangenen Jahren als Besucher dort gewesen. Umso schöner ist es, wenn man dann plötzlich eine Einladung erhält, selbst auf dem Kulturufer zu spielen.
Nach kurzer Diskussion war klar, dass wir unplugged auftreten werden. Wir packten also erneut die Setlist unserer (eigentlich bereits beendeten) Unplugged-Tour aus und düsten in Nippels Karre an den Bodensee. Wir waren an diesem Tag nur zu dritt unterwegs (also ohne Jürgen und ohne Anhang) und hatten außer ein bisschen Holz in Form von Akustik-Gitarre, Akustik-Bass und Cajon nix dabei. Das genossen wir sehr! Schließlich sind wir es gewohnt, Boxen und allerhand technischen Krempel herumzuschleppen. Diesmal beschränkten wir uns aufs Wesentliche. Auf die Essenz. Auf das Gerüst. Auf „Haut und Knochen“, wie die FOO FIGHTERS metaphorisch zu sagen pflegen.
Wir kamen gut gelaunt in Friedrichshafen an, spazierten bei sommerlichem Wetter die Uferpromenade entlang und begaben uns in die Musikmuschel – von uns auch liebevoll „Musikmuschi“ genannt. Falls jemand die Musikmuschel nicht kennt: Das ist eine große, überdachte Open Air-Bühne. Das Ding heißt Musikmuschel, weil die Konstruktion (vor allem die Überdachung) aussieht wie eine überdimensionale Muschel. So gesehen ist unsere Bezeichnung „Musikmuschi“ ziemlich daneben, aber warum erzähl ich das eigentlich?
Wir stellten unser Holz auf die Bühne und schüttelten die Hände von Tontechniker Martin und Veranstalterin Mandy. Die hat einen dicken Bauch. Normalerweise ist es unhöflich, den Bauch einer Frau als dick zu bezeichnen – es sei denn: Bingo, Mandy erwartet ein Kind! Wir wünschen bereits jetzt alles Gute! Deutschland braucht mehr Kinder, die Gitarre, Bass und Schlagzeug spielen! Wenn die Mama noch mit dickem Bauch Konzerte veranstaltet, sind die Voraussetzungen denkbar gut! 🙂
Auch abgesehen von den netten Ansprechpartnern vor Ort war alles bestens. Wir bekamen einen Kasten gekühlte Getränke auf die Bühne gestellt und erhielten zudem diverse Essens- und Trinkgutscheine für die Uferpromenade. Die PA-Anlage war amtlich und Tontechniker Martin sehr kompetent, so dass der Soundcheck wie am Schnürchen ging.
Um 18.00 Uhr legten wir mit „The Thing About You“ los. Schon nach wenigen Minuten bildete sich eine Menschentraube vor der Musikmuschel. Viele Passanten (auch ältere Generationen) blieben fasziniert stehen und fanden Gefallen an unseren Unplugged-Songs. Martin tastete sich am Mischpult vorsichtig an unsere Musik heran und steuerte zunehmend Hall- und Delay-Effekte bei. Die Stimmung und überhaupt die gesamte Atmosphäre waren vorzüglich. Jojo fragte nur mal kurz: „Geht’s euch gut?“ und es folgte tosender Applaus. Während wir an dem lauen Sommerabend unser Set präsentierten, hatten wir einen herrlichen Blick auf den Bodensee und wurden bisweilen von kleinen Wassertröpfchen erfrischt, die von einer riesigen Fontäne im See stammten und von Zeit zu Zeit vom Wind auf die Bühne geweht wurden. Richteten wir unsere Augen ein bisschen weiter nach unten, blickten wir in ein paar bekannte, sehr viele unbekannte, aber ausnahmslos zufriedene Gesichter, die sich unserem Sound hingaben. Vereinzelt wurde sogar getanzt. Musikerherz, was willst du mehr? Kurzum: Der Gig am Kulturufer war eine Unplugged-Show wie sie im Buche steht! Ein sehr schönes Konzert, das natürlich (wie alle schönen Konzerte) viel zu schnell vorbei ging…
Im Anschluss an unsere Show, die übrigens live auf dem Internetradiosender Planet Unity übertragen worden war, wechselten ein paar COLESLAW-CDs ihre Besitzer. Hmm, hoffentlich sind die Leute nicht geschockt, wenn das Ding mit „Me Again“ losbricht! Naja, notfalls müssen sie halt zu Track 6 oder 10 weiterskippen… 😉
Nachdem wir unser Zeug hinter der Bühne verstaut hatten, wurden wir von Planet Unity um ein kurzes Interview gebeten. Diesen Wunsch erfüllten wir natürlich gerne. Sédon redete wie ein Wasserfall, aber das kennen wir ja von ihm…
Da Tontechniker Martin gerade Pause hatte, spazierten wir mit ihm an der Uferpromenade entlang und gingen gemeinsam Essen. Schließlich sind wir Schwaben und da wäre es ein Jammer, wenn man Essensgutscheine verfallen lassen würde! 😉
Nach Feschwuschd bzw. Gyrospfanne verabschiedeten wir uns und spazierten mit unseren Instrumenten zurück zum Parkhaus. Unterwegs gab es Lob und Schulterklopfen. Sédons Cajon wurde von einem netten Herrn genauestens inspiziert. Der Kerl kannte sich offenbar sehr gut aus und hat nach eigenen Worten bereits selber ein Cajon gebaut. Schließlich sagten wir „Tschüss“ und hüpften in Nippels Karre. Wir fuhren durch einen abendlichen Sommerregenschauer zurück nach Saulgau, während ELVIS PRESLEY aus den Boxen schmachtete…
Für ein sehr schönes Unplugged-Konzert und einen herausragenden Abend bedanken wir uns bei: Mandy und dem gesamten Molke-Team, Mischer Martin und seinem Kollegen sowie bei Marc und der Interview-Dame.
Übrigens: Unser Sédon ist ja in Fachkreisen auch als „Kantlma“ bekannt. Da er demnächst mit seinem Mountainbike die Alpen überqueren wird, sind wir in Friedrichshafen auf die Idee gekommen, dass er im Falle eines Absturzes zum „Roima“ werden könnte. Das wollen wir natürlich nicht hoffen, aber wir möchten bei dieser Gelegenheit trotzdem darauf hinweisen, dass „Roi“ eines der geilsten Wörter ist, das die schwäbische Sprache hergibt! Wir fanden dieses Wort den ganzen Tag über so lustig, dass wir ernsthaft mit dem Gedanken spielen, ein Nebenprojekt (schwäbischer Metal) mit dem Namen ROI BLACK ins Leben zu rufen! Findet ihr nicht witzig?? Wir schon! 🙂